Beziehungspartner bekommen durch das Smartphone Konkurrenz: Immer mehr Menschen gehen inzwischen mit ihrem Smartphone ins Bett. Für fast vier von zehn Befragten gilt der letzte Blick vor dem Einschlafen und der erste nach dem Aufwachen ihrem Mobiltelefon. Bei Umfrageteilnehmern unter 30 Jahren sind es sogar sieben von zehn. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Die Süchte der Deutschen 2017“, die im Auftrag der Krankenkasse pronova BKK durchgeführt wurde.
Nach einer Studie des Digitalverbands BITKOM besitzen mittlerweile 78 Prozent aller Menschen in Deutschland ein Smartphone. Die vielseitig einsetzbaren Mobilgeräte sind aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Gut jeder fünfte Teilnehmer (21 Prozent) gibt bei der Befragung der pronova BKK an, dass er seinen Alltag ohne dieses Gerät gar nicht mehr organisieren könnte. Dabei entfaltet die Technik ein enormes Suchtpotenzial: 24 Prozent aller Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer geben an, dass sie schon einmal Paniksymptome wie Herzrasen oder Schweißausbrüche verspürt haben, weil sie ihr Smartphone vergessen hatten.
Smartphone als Gesundheitsrisiko?
„Manche Trends der Smartphone-Nutzung sind durchaus bedenklich“, sagt Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK. „Auch wenn es auf den ersten Blick komfortabel erscheinen mag: Das Smartphone als Wecker zu benutzen, verführt zum Draufschauen auch während der für den Körper wichtigen Ruhephasen. Unser Tipp: Smartphone entweder ausschalten oder – noch besser – komplett aus dem Schlafzimmer verbannen.“ Helles Licht mit vielen Blauanteilen kurz vorm Einschlafen mindere nämlich den Erholungseffekt. Wer also wirklich im Bett noch einmal seine Nachrichten prüfen muss, sollte spezielle Blaufilter-Funktionen nutzen. Ein Modus, der den Rotanteil erhöht und so die Nachtruhe fördert.
Aber auch ohne solche körperlichen Nebenwirkungen kann das Smartphone ein Risiko darstellen. Eine Studie der Drogenbeauftragten der Bundesregierung zeigt, dass mehr als fünf Prozent der Jugendlichen in Deutschland süchtig sind nach Internet oder Computerspielen. Ein noch größerer Prozentsatz zeigt ein problematisches Konsumverhalten, auch wenn dieses noch nicht die Definition einer Sucht erfüllt. Die Allgegenwart von Smartphones hat diesem Trend erkennbar Vorschub geleistet.
Ein Drittel der Menschen in Deutschland können nicht ohne Smartphone
Die Suchtstudie der pronova BKK zeigt, wie stark Smartphone und Internetnutzung bei den Bundesbürgern im Alltag verankert sind: 33 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf ihr Smartphone keinesfalls verzichten können, über ihren Computer oder Laptop sagen das sogar 43 Prozent. Mehr als jeder sechste Befragte gibt an, dass er das Smartphone während des Essens nutzt. Ebenso viele verwenden es, während sie sich mit Bekannten treffen, denen sie eigentlich ihre Aufmerksamkeit widmen sollten. 13 Prozent können sogar beim Auto- oder Fahrradfahren die Finger nicht von der Chatfunktion lassen und gefährden damit nicht nur sich, sondern auch andere.
Zur Studie
Die Studie „Die Süchte der Deutschen 2017“ wurde im August 2017 im Auftrag der pronova BKK online durchgeführt. Dafür wurden 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Studie ist repräsentativ nach Geschlecht, Alter und Bundesland.