Vechta – Großeltern und ihre heranwachsenden Enkel – das kann eine sehr intensive Wechselbeziehung sein.
«Beide können voneinander lernen», sagt Familienberater Jan-Uwe Rogge aus Bargteheide bei Hamburg. Zum Beispiel wenn es um den Umgang mit Computer und Smartphone geht: «Da zeigen die Enkel oft sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen.» Aber die Bindung zwischen den Generationen geht weit darüber hinaus: «Unsere Enkel geben uns Neugier, Wärme, Zärtlichkeit», sagt Schriftsteller Peter Härtling. «Sie geben uns Großeltern eine Nähe zurück, die erst einmal weg ist, nachdem die eigenen Kinder erwachsen sind.»
Viele Kinder genießen das Zusammensein: Oma und Opa haben Zeit, sind vertraut – und lassen manches durchgehen, was bei den Eltern verboten ist. Und dann kommt der Tag, an dem die Enkel – mittlerweile zu Teenagern herangewachsen – plötzlich keine Lust mehr auf die sonntägliche Kaffeerunde bei Oma und Opa haben.
In der Pubertät verschieben sich die Interessen. «Die Enkel sind dann für die Großeltern oft wichtiger, als es umgekehrt der Fall ist», sagt Familiensoziologin Corinna Onnen, Direktorin des Instituts für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Vechta.
Sich nun zurückzuziehen, weil die Enkel offenbar kein Interesse mehr an gemeinsamen Aktivitäten haben, wäre trotzdem der falsche Weg, sagt Rogge. Eine über die Jahre gewachsene Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln bleibe auch in der Pubertät stabil, nur zeigten das die Enkel vielleicht nicht mehr so offen wie als kleine Kinder.
«Die Großeltern repräsentieren Wurzeln. Sie zeigen, woher man kommt», betont Rogge. Und sie zeigten auch, «was möglich ist». Denn die Älteren haben viel erlebt, blicken manchmal auch auf einen Lebensweg mit Schlenkern und Umwegen zurück: «Als Jugendlicher kann man nur in die Welt hinausziehen, wenn man weiß, wie man mit Stürmen klarkommt», sagt Rogge. «Großeltern können den Enkeln genau das zeigen.»
Möglicherweise finden sie mit ihren Ratschlägen sogar mehr Gehör als die Eltern: «Die Schwellen, die wir Alten setzen, können die Jugendlichen manchmal eher akzeptieren», ist Schriftsteller Peter Härtling überzeugt. Der Großvater von acht Enkelkindern erzählt in seinem Jugendbuch «Hallo Opa – Liebe Mirjam», wie sich ein Großvater und seine 14-jährige Enkelin Mirjam via E-Mail über ihr Leben, über Träume, über Probleme, Sehnsüchte und Erwartungen austauschen.