Foto: Monique Wüstenhagen (dpa)
Berlin – Beim Arzt in die eigene Tasche greifen – das müssen Patienten, wenn sie individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in Anspruch nehmen wollen.
Auch Gynäkologen bieten Tests und Untersuchungen, die die Patientinnen selber zahlen müssen. Aber woher weiß man, ob die Leistungen für einen sinnvoll sind? Der IGeL-Monitor bietet Hilfe. Dort werden auf Grundlage wissenschaftlicher Studien Nutzen und Schaden von Selbstzahlerleistungen bewertet – ein Überblick:
Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke: Frauen haben keinen Nutzen davon, wenn sie ihre Eierstöcke ohne konkreten Verdacht per Ultraschall untersuchen lassen. Das sagt Christian Weymayr, Projektleiter des IGeL-Monitors vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS). Dagegen kann der Schaden massiv sein: Frauen werden durch die Untersuchung fälschlicherweise als Krebspatientinnen behandelt. Laut einer Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe sollten auch Frauen mit erhöhtem Risiko keine Untersuchungen zur Früherkennung von Eierstockkrebs durchführen.
ThinPrep-Test (Dünnschichtzytologie): «Der ThinPrep-Test wird vom Berufsverband der Frauenärzte nicht empfohlen, da er keine besseren Resultate zeigt als die konventionelle zytologische Untersuchung,» sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte. Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs sei die Dünnschichtzytologie im Vergleich zum herkömmlichen Zellabstrich (Pap-Test) im Nutzen und Schaden gleich, sagt Weymayr.
HPV-Test: Der Test auf humane Papillomviren (HPV), die sexuell übertragen werden und von denen einige Virentypen zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beitragen können, habe für Frauen ohne auffälligen Krebsabstrich keinerlei Aussagekraft, sagt Albring.
Hormonanalysen wie Menopausen-Test und Hormonstatus: Hat die Patientin keine Beschwerden und mit keinen Veränderungen des Körpers wie Müdigkeit und sexueller Unlust zu kämpfen, sei ein Hormontest sinnlos, sagt Albring. Die Probleme, die durch einen solchen Test gefunden werden, seien nur behandlungsbedürftig, wenn die Patientin unter Beschwerden wie Blutungsstörungen und Hitzewallungen leidet.
Generell gilt: Diese Leistungen sind freiwillig. Man sollte sich also nicht zu einer Untersuchung überreden zu lassen. «Es ist immer möglich, eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einzuholen», sagt Elisabeth Buchinger von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Dringend sind IGeL nie.
Außerdem sollten Patientinnen sich vorab informieren, was bei einer Untersuchung genau gemacht wird und welchen Nutzen die Untersuchung haben kann, rät Buchinger. Auch wie gut die Methode geprüft ist, welche Risiken möglich sind und welche Folgen sich aus dem Ergebnis ergeben, sollten sie in ihre Entscheidung einbeziehen. Unbedingt sollte die Patientin vor der Behandlung nach den Kosten fragen und einen schriftlichen Behandlungsvertrag mit dem Arzt schließen, empfiehlt Buchinger.
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