Ohne Internet ist das Leben für viele gar nicht mehr denkbar oder beruflich umsetzbar. Ständige Erreichbarkeit und hohe digitale Mediennutzung haben neben Vorteilen auch Schattenseiten. Der Übergang von einer intensiven Nutzung zu suchtartigem Verhalten ist fließend. Beeinträchtigungen von psychischer und körperliche Gesundheit sind die Folge.
Menschen vereinsamen und verlieren kognitive Fähigkeiten. Von einer Internet-Sucht spricht man bei übermäßiger Nutzung, die sich negativ auf die sozialen Beziehungen auswirkt. Kontrollverlust des Nutzungsverhaltens, Stressabbau sowie Entzugserscheinungen im „Offline-Dasein“ zeigen eine vorhandene Internetsucht auf.
In Deutschland sind schätzungsweise 560.000 bis 1,5 Millionen Menschen onlineabhängig – das sind 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung. Bei 4,6 Prozent liegt eine problematische Internetnutzung vor: Sie nutzen vier Stunden oder mehr am Tag zwanghaft das Internet. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Zahl der Betroffenen deutlich höher: Laut einer Studie sind 2,4 Prozent der 14 bis 24-Jährigen von einer Online-Sucht betroffen, bei 13 Prozent besteht eine problematische Internetnutzung. Frauen leiden ähnlich häufig an einer Internet-Sucht wie Männer. Dabei zeigt sich, dass Frauen zu einer übergroßen Nutzung sozialer Medien neigen, Männer zu exzessiven Computerspielen.
Studien besagen, dass 86 Prozent der Internetsüchtigen eine weitere psychische Störung haben. Am häufigsten waren dabei Depressionen, eine andere Suchterkrankung (zum Beispiel Alkoholabhängigkeit) und eine Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Auch soziale Ängste und Persönlichkeitsstörungen kommen häufig zusammen mit einer Internetabhängigkeit vor.
Betroffene können sich bei Therapeuten oder Ambulanzen für Internet-Sucht (z.B. München, Mainz oder Bochum) Unterstützung suchen. Alle anderen Sucht-Ambulanzen sind ebenfalls eine gute erste Anlaufstelle. Auch für diese Sucht gilt: je früher der Klient Hilfe sucht, desto höher sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Diese kann je nach Schwere und persönlicher Situation ambulant, teil-stationär oder stationär erfolgen. Sowohl Einzel- als auch Gruppenbehandlungen sind sinnvoll. In jedem Fall wird empfohlen, das persönliche Umfeld einzubeziehen, um den sozialen Schwierigkeiten zu begegnen. Ziel ist es, Denkmuster und Verhaltensweisen zu verändern und auch eine gesteuerte Online-Nutzung herbeizuführen. Die „reale“ Welt sollte wieder Vorrang vor der „Online-Welt“ haben.
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