Nürnberg – Der Nachlass ist in vielen Familien ein Tabu-Thema. Gerade Ältere tun sich schwer, darüber zu reden.
Aber warum eigentlich? Weil es mit der eigenen Endlichkeit verknüpft ist, erklärt Frieder Lang, Professor für Alternsforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg. «Den Nachlass zu ordnen, zwingt viele Menschen, sich mit ihrem Tod und mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Da gibt es Ängste, Sorgen, aber auch Unsicherheit, weil man niemanden enttäuschen möchte.» Viele Ältere fürchten Streit und Konkurrenz unter den Erben. Und wie bei anderen unliebsamen Aufgaben neigt man dazu, sie vor sich herzuschieben.
Aber wenn man das Erbe geregelt hat, fühlt man sich leichter ums Herz. Monika Willich, die beim Malteser Hilfsdienst für Nachlässe verantwortlich ist, empfiehlt, in der Familie offen darüber zu sprechen. «“Den“ Rahmen für ein solches Gespräch gibt es nicht.» Aber es wird besser nicht während einer Familienfeier geführt. Auch das Gespräch an einen anderen Anlass zu koppeln, an dem man sich sowieso sieht, vermeiden Ältere lieber.
Bevor man sich zu einem solchen Gespräch verabredet, sollte man sich klar werden, wie der Nachlass genau aussieht, rät Lang. «Warum sollte man das nicht wie eine kleine Feier gestalten?» Das Ende des Lebens sei genau so wichtig, wie der Anfang des Lebens. So wie man die Geburt feiert, könnte man einen feierlichen Anlass schaffen, bei dem Ältere ihren Angehörigen und Erben ihren letzten Willen vermitteln.
Außerdem verspricht man besser nichts, was man nicht halten kann. Sonst sind Streit, Ärger und Enttäuschung unter den Erben vorprogrammiert, sagt Stephan Konrad, Fachanwalt für Erbrecht und Mediator. Außerdem ist es wichtig, die Interessen der Erben zu berücksichtigen. «Es macht keinen Sinn, dem Sohn die Firma zu vererben, wenn der zum Beispiel Künstler ist und etwas ganz anderes machen will, als das Unternehmen weiterzuführen.» Dagegen ist vielleicht die Tochter – auch aufgrund ihrer Ausbildung – dazu gerne bereit.
Auch wer Schulden hat, sollte das offen ansprechen, sagt Konrad. Dann fällt die Entscheidung leichter, das Erbe auszuschlagen. Persönliche Dinge ohne finanziellen Wert, wie zum Beispiel Familienalben, kann man schon vor dem Tod zum Beispiel an die Kinder weitergeben.
Wer ein Haus gebaut oder eine Wohnung gekauft hat, wünscht sich in der Regel, dass die Immobilie in Familienhand bleibt. Die Nachfolgegeneration hat aber oft kein Interesse oder bereits selbst ein Eigenheim. Das ist für viele dann bitter. Trotzdem knüpft man besser möglichst wenig Verpflichtungen an das Erbe, rät Konrad. So sollte man nicht ohne Not vorschreiben, dass die Immobilie für zehn Jahre nicht verkaufen werden darf. «Man muss auch loslassen können.»
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