Gesunde Darm-Bakterien könnten zur Verringerung von Depressionen beitragen bzw. bei Gesunden das Risiko verringern, Depressionen zu entwickeln. Das zeigen die Ergebnisse zweier Meta-Analysen.
Die Gemeinschaft der Bakterien im Darm (Mikrobiota) spielt eine wichtige Rolle in der Verdauung, dem Stoffwechsel und Immunsystem. Man unterscheidet Bakterien mit guten gesundheitlichen Wirkungen von denen, die schädlich wirken können. Das Bakterien-Ökosystem wirkt sich nicht allein auf die Darmgesundheit, sondern auf viele andere Körperbereiche aus, darunter auch auf die Gehirnfunktionen.
Dabei gibt es offenbar eine wechselseitige Beziehung zwischen dem Darm und dem Gehirn. Die Darm-Mikroorganismen können dabei sowohl neurochemische Veränderungen im zentralen Nervensystem als auch Verhaltensprozesse beeinflussen.
Die Gabe von Probiotika, gesunden Darm-Bakterien, könnte beispielsweise für Menschen mit Depressionen wichtig sein, die mit Stoffwechsel-Störungen im Gehirn verbunden sind. Bisher sind aber die Nachweise für die Wirksamkeit von Probiotika-Gaben bei Depressionen nicht ausreichend untersucht. Zwei Meta-Analysen von Forschern aus Kanada und China zeigen den aktuellen Kenntnisstand und kommen zu ähnlich positiven Ergebnissen.
Die kanadischen Forscher suchten in den relevanten Datenbanken nach (randomisierten, kontrollierten) Studien, in denen der Einfluss von Probiotika auf Ängste und Depressionen von 1990 bis Anfang 2016 geprüft wurde. Sie konnten schließlich 10 Studien in ihre Analyse einbeziehen. In vier Studien wurden Patienten mit Depressionen untersucht, an den anderen sechs Studien nahmen Personen teil, die nicht klinisch behandelt wurden. Trotz der komplexen Beziehung in den Darm-Hirn-Interaktionen und einigen Begrenzungen in den Studien weisen die Ergebnisse auf einen offensichtlichen psychologischen Nutzen von Probiotika-Ergänzungen hin.
Eine Gruppe von chinesischen Forschern kommt zu vergleichbaren Einschätzungen. Sie suchten ebenfalls nach (randomisierten, kontrollierten) Studien, in denen Probiotika und ihre Wirkung auf Depressionen untersucht wurden. Sie konnten fünf Studien auswerten, an denen und 360 Personen teilgenommen hatten. Ihre Analysen zeigten, dass Probiotika das Risiko für Depressionen signifikant senken konnten. Ermittelt wurde das anhand einer Depression-Skala, mit der der Schweregrad von depressiven Störungen bewertet wurde. Probiotika verringerten bei den Teilnehmern signifikant die Werte auf der Depressions-Skala (- 0,30). Probiotika hatten einen Effekt sowohl bei gesunden Teilnehmern als auch bei Patienten, bei denen eine depressive Störung diagnostiziert war.
Sie wirkten stärker bei Personen unter 60 Jahren (- 43), bei älteren Teilnehmern ab 65 Jahren wurden deutlich schwächere Wirkungen (- 18) festgestellt. Die Forscher gehen davon aus, dass mit Probiotika bei vorhandenen Depressionen die Symptome verringert werden könnten, während bei Gesunden die Neigung zu Depressionen sinken könnte.
In beiden Meta-Analyen schätzen die Forscher die mögliche Wirkung von Probiotika auf Depressionen als positiv ein. Sie weisen jedoch darauf hin, dass die untersuchten Studien einige Beschränkungen haben. Das betraf beispielsweise bei den getesteten Probiotika unterschiedliche Bakterienstämme und Dosierungen, zum Teil auch eine relativ geringe Zahl der Teilnehmer. Die Forscher empfehlen daher, Probiotika in Bezug auf Depressionen in größeren Studien genauer zu untersuchen.
Unser Tipp: Bewährte Probiotika-Bakterien sind die Laktobazillen acidophilus, casei und rhamnosus sowie Bifidobakterien. Wichtig für die Qualität ist eine möglichst hohe Anzahl lebender Bakterien und die gute Haltbarkeit, die z.B. durch Inulin (Synbiotika) unterstützt wird, das den Bakterien als Nahrung dient.
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