Im laufenden Jahr haben sich bereits 31 deutsche Ägyptenreisende eine EHEC-Infektion mit Durchfällen und teilweise schweren Komplikationen zugezogen. Das sind deutlich mehr Erkrankungen als in den Vorjahren – hier wurden in demselben Zeitraum lediglich 21 (2018) bzw. 9 (2017) EHEC-Fälle im Zusammenhang mit Ägyptenreisen gemeldet. Auch die britische Gesundheitsbehörde verzeichnet eine deutliche Zunahme von EHEC-Infektionen bei britischen Ägyptenrückkehrern. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilt, ist der Anstieg nicht allein dadurch zu erklären, dass die Zahl der Reisen in das nordafrikanische Land zugenommen hat. Das CRM Centrum für Reisemedizin rät daher zu besonderer Vorsicht bei Reisen nach Ägypten und gibt Ratschläge, wie man sich vor Infektionen mit dem Darmkeim schützen kann.

Das Kürzel EHEC steht für enterohämorrhagische Escherichia coli – bestimmte Stämme des Darmbakteriums E. coli also, die hauptsächlich im Darm von Wiederkäuern vorkommen und besondere Giftstoffe, so genannte Shigatoxine produzieren können. Infektionen mit diesen Erregern verursachen wässrige Durchfälle und krampfartige Bauchschmerzen, die manchmal mit Fieber einhergehen, in den meisten Fällen aber ohne ärztliche Hilfe wieder abklingen. „Gerade Kinder und ältere Menschen sind jedoch durch den Flüssigkeitsverlust stark belastet“, sagt Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. Außerdem bestehe gerade bei diesen Altersgruppen ein erhöhtes Risiko, ein so genanntes hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) zu entwickeln – eine gefährliche Komplikation der EHEC-Infektion, bei der die Bakteriengifte unter anderem die Niere angreifen und das Organ schwer schädigen können. Von dieser Komplikation, die unbehandelt bis zum Nierenversagen führen kann, waren in diesem Jahr bereits fünf deutsche Ägyptenreisende betroffen – im Vergleich zu jeweils nur einem Reisenden in den beiden Vorjahren.

Wodurch die diesjährigen Erkrankungen im Einzelnen verursacht wurden, ist nicht bekannt. Die Urlauber, die von der aktuellen Erkrankungswelle betroffen waren, hatten in verschiedenen Hotels an unterschiedlichen Orten Urlaub gemacht. „Eine gemeinsame Infektionsquelle gab es somit nicht“, sagt Jelinek. Häufig gelangen die Bakterien mit kontaminiertem Essen oder Getränken in den Körper – auch Leitungswasser ist in Ägypten, anders als in Deutschland, nicht sicher. Die gefährlichen Keime können aber auch beim Schwimmen aufgenommen werden, wenn verunreinigtes Wasser in den Mund gelangt.

Um einer EHEC-Infektion vorzubeugen, empfiehlt das CRM daher, sich an die Vorsichtsmaßnahmen zu halten, die prinzipiell für den Urlaub in Ländern mit geringeren Hygiene-Standards gelten:

– Auf Salat oder rohes Gemüse verzichten,

– Obst nur dann essen, wenn man es selbst schälen kann,

– nur frisch zubereitetes, durchgegartes Fleisch essen – Fleisch, das noch rosa oder schon wieder abgekühlt ist, sollte vermieden werden.

– Keine Rohmilch trinken. Auch Milchprodukte wie Käse oder Speiseeis sollten aus pasteurisierter Milch hergestellt sein.

– Kein Leitungswasser trinken oder zum Zähneputzen verwenden – auch Eiswürfel sollten nicht aus Leitungswasser bestehen.

– Speisen vermeiden, die unbedeckt herumstanden und möglicherweise Hitze und Fliegen ausgesetzt waren,

– beim Schwimmen darauf achten, möglichst kein Wasser zu schlucken,

– aus Rücksicht auf andere: aufs Schwimmen verzichten, wenn man sich bereits krank fühlt.

Wie das CRM betont, gelten diese Vorsichtsmaßnahmen auch für Urlauber, die in vergleichsweise teuren Hotels untergebracht sind.

Wer sich trotz aller Vorsicht eine Durchfallerkrankung zuzieht, sollte zunächst vor allem seinen Flüssigkeits- und Salzhaushalt stabilisieren – also ausreichend trinken und auch salzhaltige Speisen zu sich nehmen. Um den Keim nicht weiterzutragen, ist eine gute Toiletten- und Händehygiene wichtig. Wenn die Symptome nach 48 Stunden nicht deutlich nachlassen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>