Wie erkläre ich meinem Kind „Krebs“? Neue „Zauberbaum“-App unterstützt die Eltern-Kind-Kommunikation
„Brustkrebs“ – eine solche Diagnose trifft die ganze Familie wie ein Erdbeben. Betroffene haben viele Fragen an ihren Arzt. Wenn sie Eltern sind, kommt schnell die Frage „Wie erkläre ich es meinem Kind?“ hinzu. Da sie häufig unsicher sind, wann sie mit ihrem Kind über die Erkrankung sprechen sollen und wie viel sie ihm zumuten können, hält der Verein „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.“ ein umfangreiches Angebot an Hilfestellungen zur Eltern-Kind-Kommunikation bereit.
Neu und bisher einzigartig ist die Applikation „Der Zauberbaum“, die bei einem Pressegespräch* in Frankfurt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist. Die „Zauberbaum“-App – konzipiert für Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren – bietet multimedial und kindgerecht Erklärungen über die Erkrankung und ihre Therapie, Filme und Spiele sowie Gesprächsleitfäden. Ärzte, Psychoonkologen und Betroffene haben die App* gemeinsam entwickelt, Kooperationspartner ist das Brustkrebsmagazin „Mamma Mia!“. „Der Zauberbaum“ ist verfügbar für Android- und iOS-Systeme und ab dem 17.2.2016 kostenlos in jedem App-Store erhältlich.
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, etwa jede achte bis zehnte Frau erkrankt daran. „Obwohl es vorwiegend eine Erkrankung der älteren Frau ist, sind immer häufiger auch Frauen mit kleineren Kindern betroffen“, erklärte Prof. Dr. Christian Jackisch, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Sana Klinikum Offenbach und Vorstandsvorsitzender des Vereins „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.
Für Jackisch ist Brustkrebs eine „Familienerkrankung“, die alle Familienmitglieder wie ein Erdbeben trifft und die Stabilität des häuslichen Umfelds erheblich stört: „Für uns Ärzte liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf der erkrankten Person und ihrer Therapie. Aber auch die Angehörigen, vor allem die Kinder, brauchen Unterstützung.“ Bei der Verarbeitung der Krebsdiagnose seien vor allem zwei Dinge wichtig: eine solide Information und eine gute Kommunikation – mit der Betroffenen, ihrer Familie und vor allem auch mit den Kindern. „Beides können wir nun mit der „Zauberbaum“-App zusätzlich zum Arztgespräch, unabhängig von Sprechzeiten und im vertrauten Umfeld, auf leicht verständliche und spielerische Art anbieten!“
Kinder sind immer mitbetroffen
Immer wieder hören Ärzte von ihren Patientinnen, welche großen Probleme die Kinder mit der Krebserkrankung der Mutter haben. „Kinder sind immer Mitbetroffene bei der Krebserkrankung eines Elternteils, und dies gilt unabhängig vom Alter. Auch kleinere Kinder spüren schnell, dass in der Familie etwas nicht stimmt“, erklärte Dr. Lida Schneider, früher Strahlentherapeutin, jetzt Psychoonkologin am Sana Klinikum Offenbach und Mitbegründerin des Vereins „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.“.
Dass ein offenes Gespräch vor diffusen Ängsten oder Schuldgefühlen schützt, erklärte PD Dr. med. Cornelia Liedtke, Leitende Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Mit-Entwicklerin der App. „Häufig führen Kinder die Erkrankung auf eigenes Fehlverhalten zurück“, erklärte sie. Gedanken wie „Ich war nicht brav. Dass Mama jetzt krank ist, ist meine Schuld“ seien nicht selten. Hier gelte es, Kinder umfassend, in einer dem Alter angemessenen Sprache zu informieren, so Liedtke.
Spielen, schauen, verstehen: Die App „Der Zauberbaum“
Schon das bunte Design lädt Kinder dazu ein, sich mit der Anwendung zu beschäftigen. Die einzelnen Kapitel beleuchten Themen, die für Kinder am schwierigsten zu begreifen sind (z.B. Was ist Krebs? Welche Nebenwirkungen hat die Therapie?) bzw. die sie am meisten beschäftigen (z.B. Bin ich schuld?). Zu jedem Thema gibt es Filme, Informationstexte zum gemeinsamen Lesen mit den Eltern oder zum Vorlesen, dazu Gesprächsleitfäden und Spiele, die allein oder zu zweit gespielt werden können. Eine Bibliothek mit Erklärungen zu medizinischen Begriffen sowie Verlinkungen auf weiterführendes Informationsmaterial runden das Angebot ab.
Für Eva Schumacher-Wulf, Herausgeberin des Brustkrebsmagazins „Mamma Mia!“, welches Kooperationspartner der Zauberbaum-App ist, stellt die App „eine Bereicherung“ dar. Sie selbst erkrankte 2004 im Alter von 34 Jahren an Brustkrebs, ihre beiden Söhne waren damals vier und ein Jahr alt. Sie hat die App zusammen mit ihren Kindern getestet: „Die App bietet Eltern viel Wissenswertes und für Kinder die ideale Kombination aus Information und Spiel. Sie hätte uns damals gute Dienste geleistet.“ Das findet auch Sandra Oser aus Esslingen, ehemalige Patientin und Beta-Testerin. Als sie 2012 im Alter von 37 Jahren erkrankte, hätte sie ihren Kindern die Diagnose gerne zunächst verschwiegen. Sie fragte sich nach dem „geeigneten“ Zeitpunkt und ist überzeugt, dass Eltern anhand der App leichter einen Einstieg ins Gespräch finden, sodass die Kinder sehr davon profitieren.
Wie erkläre ich meinem Kind „Krebs“? Neue „Zauberbaum“-App unterstützt die Eltern-Kind-Kommunikation

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